Weißabgleich und Kamerakalibrierung in Lightroom

Weißabgleich und Kamerakalibrierung in Lightroom

°beschreibung °:

Prolog

Es geht nichts über farbneutrale Fotografien, so sagt der gewerblich hantierende Flachmann. Und der unbedarfte Laie wundert sich. Ich als privater Hobbyknipstkistendompteur habe mich anfangs auch gewundert, warum Aufnahmen entweder zu hell oder zu dunkel. Oder zu warm oder zu kalt sind. Das eine hat was mit der Belichtung zu tun. Das andere mit dem Weißabgleich. Die richtige Belichtung ist – im manuellen Modus „M“ durch sinnvolle Abwägung der Parameter „Belichtungszeit -ISO – Blendenwert“ schon vor der Aufnahme zu prüfen und passsend einzustellen. Gleiches gilt auch für die verschiedenen Aufnahmemodi „Zeit-Blenden-Vorwahl“, „Empfindlichkeit-Vorwahl“ usw. Im „grünen Modus“ macht die Kiste alles alleine. Das ist praktisch, aber nicht immer zielführend. Die Farbtemperatur dagegen ist eine heiklere Angelegenheit. Den Weißabgleich in der Kamera kann man sicherheitshalber auf „AWB“ (= automatischer Weißabgleich) einstellen. Dann bestimmt die Kamera die Farbtemperatur des einfallenden bzw. vom Motiv reflektierten Lichts. Das funktioniert in den meisten Fällen richtig gut. Bei Mischlicht (z. B. Tageslicht mit Aufhellblitz oder Glühlampenlicht mit Aufhellblitz) kann die Kamera sich aber nicht wirklich gut selbst entscheiden, wie das Ergebnis auszusehen hat. Da muss man dann manuell bestimmen, wo die Reise hingeht. Und das funkioniert nur über eine Testaufnahme, um die Licht- und Farbtonwirkung zu beurteilen. Auf dem kleinen Kameramonitor wird das schwierig. Denn „auf klein“ sehen die meisten Bilder toll aus. Auf dem großen PC-Monitor kommt dann später das böse Erwachen und man muss nachträglich deutlich aufwändig korrigieren.

Farbkorrektur

Weißabgleich in der Kamera

Ich war in der Vergangenheit aufgrund meiner Blitzbemühungen nicht immer so wirklich zufrieden mit den Ergebnissen. Ich konnte mir bisher auch nie so wirklich erklären, woran das wohl gelegen haben kann. Ich kam erst drauf, als ich den alten MB 32 wieder in Betrieb nahm, dessen Streuscheibe altersbedingt vergilbt und aufgrund Fehlbedienung von innen durch die Blitzröhre verrusst war. Und durch das so gefilterte Licht nicht das Ergebnis produzieren konnte, was die vollständig korrekt arbeitenden NEEWER TT560 oder der MB 58 produzieren konnten. Ich musste also für den MB 32 den Weißabgleich schon in der Kamera entsprechend korrigieren. Das gelang mir eigentlich schon recht gut. War aber noch nicht ganz der Hit, weil ich den gewünschten neutralen Farbton nicht wirklich gut selbst beurteilen konnte.

Weißabgleich mit Graukarte

Referenzbild mit der Kamera erstellen

Eine Graukarte muss her. Für 6,50 EUR kann ich nix verkehrt machen. Ich belas mich vorher, wie so’n Ding zu handhaben sei. Habe aber dabei eine entscheidende ablehnende Auskunft übersehen. Darin heißt es, dass sich nicht ALLE angebotenen Graukartenmodelle für einen korrekten Weißabgleich eignen würden. Ich habe es trotzdem mit meiner Kartenkombi (weiss, 18% grau, schwarz) versucht und mit dem MB 32 ein Referenzfoto erstellt, mit dem ich dann den Weißabgleich in Lightroom einmalig ermitteln und auf die eigentlichen Fotos übertragen kann. Das sollte funktionieren. Machen andere auch so.

Die Graukarte wird also an das Motiv gehalten. Dort entsteht das reflektierende Licht, das für die Aufnahme des Motivs und dessen Farbtemperatur relevant ist. Die Karte wird mit der richtigen Belichtung abfotografiert. Der Weißabgleich der Kamera ist auf „AWB“ eingestellt. Alternativ bietet sich der manuelle Weißabgeich an. Aber nur dann, wenn man schon einen ungewollten Farbstich (z. B. durch Mischlichtsituationen) entdeckt, den man manuell korrigieren möchte. Die Schärfe spielt bei der Referenzaufnahme nur eine untergeordnete Rolle.

Referenzbild in Lightroom verwenden

Das Testbild wird in Lightroom im Entwicklungsmodul geladen. Mit der Pipette im WA-Einstellfeld wird im Bild ein ausreichend grauer Bildanteil gesucht. Hilfreich dabei ist das unter der Pipette angezeigte Farbraster. Die ausgewählte Farbe (Graustufe) wird angeklickt und die Farbtemperatur des Bildes wird verändert. Sind mehrere Bilder mit der gleichen Beleuchtung gemacht worden (wie in meinem Fall mit dem MB 32), wird der mit der Graukarte ermittelte Referenzwert auf alle anderen Bilder übertragen. Anders verhält es sich, wenn Mischlicht vorhanden ist und sich ungünstig von Aufnahme zu Aufnahme ändert (z. B. bei durch Wolken verdeckte Sonne). Dann empfiehlt sich – falls möglich – vor jeder Aufnahme ein Referenzbild anzufertigen. Weil ich mit dem MB 32 aber nur Makrofotos belichte und die Objektivblende zur Erreichung der größtmöglichen Tiefenschärfe mit geringstmöglicher Öffnung eingestellt ist, wird auch nur das vom Blitz erzeugte Licht vom Motiv reflektiert. Mischlicht ist in den meisten Fällen also auszuschließen und ich brauche eigentlich nur ein Referenzfoto von der Graukarte.

Kamerakalibrierung?

Nicht nötig. Das Einstellfeld ist eher was für die Vollprofis, die ausschließlich im Studio hantieren und mit absolut farbneutralen Bildern ihren Lebensunterhalt verdienen müssen.

Die Kamerakalibrierung ist mit kameraspezifischen Einstellungen von Adobe bereits in entsprechenden Dateien hinterlegt und die für das Profil benötigten Daten werden automatisch von Lightroom aus den RAW-Datei ausgelesen und mit dem Profil verknüpft. Es empfiehlt sich deshalb, den Prozess auf „2012 (Aktuell)“ und das Profil auf „Adobe Standard“ eingestellt zu lassen. Der unbedarfte Anwender sollte das Einstellungsfeld also nicht weiter beachten. Es sei denn, dass man damit Bildmanipulationen erreichen möchte. Ob die dann auch im Druck oder anderer Wiedergabe so aussehen, ist fraglich, weil es sich um einen Bestandteil eines Farbmanagementsystems handelt, dass ineinander greift. So habe ich das zumindest verstanden.


°ort °

Herausgefindet im Internetz und praktisch umgesetzt in HolyHalla.


°meinung °

Nach weitreichenden Recherchen habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass mein Anliegen, einen möglichst farbneutralen Weißabgleich zu erreichen, nicht ganz so abwegig sind. Das verhält sich quasi so wie mit der Schallübertragung. Denn bevor in z. B. Konzerträumen die Show beginnt, wird der Raum erst „eingemessen“ und die Übertragungsanlage mit Hilfe eines Rauschgenerators, Einmessmikrophonen und eines Mehrband-Frequenz-Equalizers auf einen möglichst linearen Frequenzgang abgestimmt, um ein bestmögliches „Abbild“ des anschließend am Mischpult erzeugten Klangbildes zu erzeugen.

Insoweit ist ein weitestgehend farbneutrales Foto nicht nur hübsch anzusehen sondern bietet auch die beste Grundlage für die ggfls. gewünschte Nachbearbeitung und Manipulation.

°nachtrag °

Kein Nachtrag.


°bilder °:

 

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